02 Juli 2006

Fazit

(Untertitel: Alles hat ein Ende nur die Jeantex-Tour-Transalp hat keins?!?)

Sportliches Fazit:
Mein Ziel für die Transalp, in Riva del Garda anzukommen und mich körperlich nicht so zu verausgaben wie in den letzten zwei Jahren, ist zu 100% erfüllt worden. Ich bin in Riva und habe das Gefühl, dass ich immer noch eine Etappe fahren könnte. Gewinnen wollte ich die Transalp nie, sondern es sollte ein intensives Trainingslager für meinen Saisonhöhepunkt, den Ötztaler Radmarathon, sein. Dies habe ich umsetzen können, denn Kraft musste ich auf jeder Etappe einsetzen, um die Steigungen zu überwinden. Auch wenn ich keine Bergziege geworden (und auch nie eine werde), sondern eine (Nord)schnecke geblieben bin, so habe ich es doch geschafft, im Gesamtklassement auf Rang 342 von insgesamt über 550 gestarteten Teams zu fahren. Viele werden vielleicht schmunzeln, doch ich bin mit diesem Ergebnis unheimlich zufrieden. Ich rede in diesem Zusammenhang nur von mir, da ich im Team die „Bremse“ war. Hätte mein Teampartner einen gleichstarken Partner gehabt, so wäre der stattlich Rückstand von über 16 Stunden auf die Sieger sicherlich mehr als halbiert worden. Ferner ist es mir gelungen, offene Rechnungen zu begleichen als da wären der Radweg vor dem Furkelpass und der Furkelpass selbst. D.h. musste ich in den letzten Jahren an den Rampen dieser Anstiege noch vom Rad, so bin ich sie dieses Jahr hochgefahren. Auch konnte ich es verhindern, neue Rechnungen aufzumachen, ich bin also alle Steigungen gefahren und dies meist mit einer Übersetzung größer oder gleich 39 – 27. Mein 30iger Notblatt vorn, habe ich zwar auch an einigen Pässen eingesetzt, aber dann in der Regel mit dem 21iger Ritzel und selten mit dem 24iger. Meine Notfallübersetzung von 30 – 30 habe ich nie gebraucht und auch 39 – 30 bin ich nie gefahren. Ich könnte also bei einer weiteren Transalp durchaus den Ergeiz entwickeln, diese mit einer Zweifach-Übersetzung zu fahren ;-))

Persönliches Fazit:
Was mir in Oberammergau bei der Akkreditierung widerfahren ist, ähnelt schon einem kleinen Wunder. Ich habe dort einen neuen Teampartner gefunden, vor dem ich nur den Hut zeihen und sagen kann: „Es war mir eine Ehre und riesengroße Freude mit Michael Neumeyer die JTT 2006 zu fahren.“ Ich habe einen Menschen kennen gelernt, wie selten zuvor. Er ist die Transalp so selbstlos gefahren und hat mich moralisch und seelisch in schwierigen Momenten derart unterstützt, wie ich es mir niemals erhofft hätte. In Momenten, in denen mir wirklich „die Düse ging“, z.B. im dicken Gewitter am Passo Duran auf dem Weg nach Alleghe, hatte ich immer das Gefühl, dass da noch einer ist, der mir im Ernstfall hilft. Ich kann Michael nur meinen ganz, ganz großen Dank aussprechen und ihm an dieser Stelle nochmals versichern, dass es mir eine riesengroße Ehre war, mit ihm die JTT 2006 gefahren zu sein. Ich würde mich freuen und ich hoffe, Michael auch später mal wieder zutreffen, und ich drück ihn ganz fest die Daumen … (er weiß schon wofür)!

Auch das Team „Nordschnecken I“ möchte ich nicht vergessen. Zwar haben wir uns im Feld nicht häufig gesehen aber die Hotels hatten wir gemeinsam. Den Spaß mit den beiden Nordschnecken beim Frühstück möchte ich nicht unerwähnt lassen. Über das „bisschen hoch und bisschen runter“ morgens beim Frühstück werde ich sicherlich noch lange schmunzeln. Mal sehn, ob wir es noch einmal gewippt bekommen, eine JTT in den nächsten Jahren zu fahren.

Die letzten Worte gelten meiner Frau, Susanne. Auch sie hat einen großen Anteil daran, dass ich hier in Riva del Garda angekommen bin. Sie hat es mir nicht nur ermöglicht, für dieses Event zu trainieren, sie hat mich durch ihre Begleitung hier vor Ort auch tatkräftig unterstützt. Es waren schöne 7 Tage mit ihr hier während der Transalp und ich glaube, dass wir mal wieder neue Seiten an uns kennen gelernt haben, die uns ansonsten verborgen geblieben wären. Ich bin jetzt wirklich gespannt, wie es nächste Woche weitergeht, wenn wir mit unserem Radsportverein die Transalp fahren.

 

Alles in allem, war es also eine super Woche, in der ich nette Leute kennen lernen durfte. Bis dann an alle und ich würde es noch einmal machen ;-))

Jörg

01 Juli 2006

7. Etappe (Kaltern - Riva Del Garda)

(Untertitel: Tour d’ honneur)

Es ist vollbracht! Wir sind in Riva del Garda angekommen. Es war wieder eine super schöne Etappe, wir sind schon heute Morgen in Kaltern bei strahlend blauem Himmel gestartet. Es wurde sofort der nächste Pass mit 1000 Höhenmetern in Angriff genommen, die Stimmung im Feld lies sich jedoch durch diese letzten Anstrengungen nicht mehr drücken. Es wurden Faxen gemacht, Jokes gerissen und Sprüche geklopft. Trotzdem war die Hitze, der wir im Berg ausgesetzt waren, sehr ermüdend. Ich habe dabei eine neue Form des Recycling entwickelt, nämlich mit der Zunge nach Schweißtropfen angeln, die im Gesicht herunter laufen. Leider hatten es die Organisatoren nicht geschafft, eine zusätzliche Wasserstelle einzurichten, so dass wir alle zwischen den beiden Versorgungsstellen sehr dursten mussten (interessant ist jedoch, dass an beiden kalten Tagen eine zusätzliche Wasserstelle eingerichtet worden war?!?).

Die letzten Kilometer rollten fast von selbst trotz des Gegenwindes vom Gardasee hoch und bei der Zeitnahme ca. 5 km vor Riva del Garda wartete Michael, mein Teampartner, auf mich. Er ist heute mal „losgefahren“ ohne auf mich zu warten und war dann auch gleich ca. 45 Minuten schneller als ich (wo könnte er in der Wertung stehen, wenn er nicht so eine Nordschnecke geraten wäre?).

Heute Abend werden wir dann noch ordentlich feiern und unsere wohlverdienten Trikots abholen. Ich werde dann noch einmal alles bis morgen Revue passieren lassen und dann hier noch einmal ein Fazit abschließend veröffentlichen.

 

Ich gehe jetzt also erst einmal feiern,

bis morgen

Jörg

 

30 Juni 2006

6. Etappe (Alleghe - Kaltern)

(Untertitel: Wie gewonnen so zerronnen)

Nach der gestrigen Chaosetappe hatten wir es also tatsächlich geschafft, den Startblock „C“ zurückzuerobern. Dies lag aber nicht, wie schon erwähnt, an meinen Kletterleistungen, sondern nur an dem Vorteil, den ich durch meine warme Kleidung und meine guten Bremsen in den Abfahrten hatte (und ein klein wenig an meinem Starrsinn, nicht schon wieder bei Kälte und Regen aufzugeben – ich wollte dem Wetter auch mal trotzen und ins Ziel kommen ;-)).

Heute Morgen ging als also aus Startblock „C“ wieder los in Richtung Kaltern, jedoch hatte ich gleich nach 10 km eine Reifenpanne. Dies auch noch in einem relativ langen Tunnel, aus dem ich dann erst einmal auf der Felge raus gefahren bin, um nicht in der Kälte und im Dunkeln zu stehen. Draußen haben wir den schnell den Schlauch getauscht, aber leider beim Aufpumpen dann gleich den Ventilstift verbogen. Zum Glück kam aber das Rose-Service-Fahrzeug in der Zwischenzeit an und bog den Ventilstift mit einer Zange wieder gerade und gab uns einen neuen Schlauch. Trotzdem waren wir erstmal die allerletzten im Feld. Alle waren vorbei gefahren, selbst der Besenwagen. Wir hetzten also den ersten Pass, den San Pellegrino, rauf um wieder ins Feld zu fahren. Dies kostete mich schon meine letzten Körner, die mir nach der gestrigen Etappe noch geblieben sind, aber ich durfte wenigstens den ersten Pass dann noch im gesperrten Bereich nach oben fahren.

Das Wetter war heute wieder das Gegenteil vom gestrigen Wetter, über 30 Grad und strahlender Sonnenschein. Die Aussicht von den drei Pässen war super schön und es hat mir richtig Spaß gemacht, die Etappe zu fahren.

Die letzte Gemeinheit am heutigen Tag, war dann der Coyotenpass, eine kleine Steigung mit angeblich 20%. Laut Verkehrsschild waren es aber nur 14% und so schlimm war es nicht. Viel mehr Probleme hatte ich danach in den Weinbergen nach Kaltern, denn dort schmerzte mein Zeh wieder dermaßen, dass ich am liebsten amputiert hätte. Trotzdem sind wir angekommen in Kaltern und kann nur wieder meinem Teampartner für seine Unterstützung danken, aber es ist mir heute sogar einmal gelungen zu erst an der Verpflegungsstelle zu sein und ihm das Wasser zu reichen.

Einem  kleinen Desaster bin ich heute in einen Abfahrt gerade noch ausgewichen. Es war auf einer langen Geraden auf der ich mit ca. 70 – 80 km/h auf einen Fiat auffuhr, der dann abbremsten und rechts ran fuhr. Ich dachte er wollte mich vorbei lassen. Dies war jedoch ein Trugschluss, denn er entschloss sich ohne zu blinken links abzubiegen. Ich musste eine Vollbremsung machen und konnte das schlingernde Fahrrad gerade nach rechts am Fiat vorbei dirigieren. Ich kann nur sagen, dass war arg knapp.

Ansonsten ist alles gut.

Morgen wir in Riva gefinisht.

bis dann

Jörg

29 Juni 2006

5. Etappe (Wolkenstein - Alleghe)

(Untertitel: It ever rains in Wolkenstein)

Ich liege völlig erschossen in Alleghe im Hotel auf dem Bett und schaue in blauen Himmel und Sonne und kann nicht fassen was sich auf der heutigen Etappe abgespielt hat.

Heute Nacht konnte ich mal wieder nicht schlafen, um 0:30 musste ich auf Toilette und dann lag ich bis nach 3:00 Uhr wach. Ich fühlte mich fit und ausgeruht, nur meine Beine zeigten Symptome von Muskelkate. Draußen war auch alles ruhig, so dass ich mich schon auf die Etappe nach Alleghe freute und irgendwann wieder einschlief. Um 5:30 wurde ich dann von heftigen Gewitterschauern geweckt, ich war gerädert und unausgeschlafen, also völlig das Gegenteil von heute Nacht. Um 6:00 Uhr quälte ich mich aus dem Bett, mit einem Moralpegel von Null. Trotzdem zog ich meine Radsachen an, ¾-Hose, Langarm-Trikot und Regenklamotten komplett: Überschuhe, Hose, Jacke und Helmhaube. Ich sah aus wie Rotkäppchen aber das war mir egal, denn ich hasse Regen.

Am Start ließ der Regen auch nicht nach, ich stand überhaupt endlich da wo ich leistungsmäßig wohl auch hingehöre, im Startblock „D“. Ich hatte gestern also zuviel Boden verloren – an meinem Teampartner liegt es jedenfalls nicht, denn bergauf bin ich von uns beiden die wirkliche Schnecke. Aufgrund meines Outfits erntete ich jedenfalls jede Menge höhnische Blicke und auch Worte, aber auch das war mir egal.

Nach dem Start mussten wir sofort in den ersten Pass fahren, das Sella Joch, und es zeigte sich, dass meine Akkus leer sind. In meinen Beinen ist nichts mehr, was man für einen guten Aufstieg zum Pass nutzen könnte. Ich bin froh, wenn ich überhaupt noch die Kurbel gedreht bekomme. Trotzdem schaffte ich es bei strömendem Regen oben auf dem Pass anzukommen. Bei der Abfahrt zeigte sich dann, dass meine Regenmontur gar nicht so schlecht gewählt war, denn viele, die mich beim Aufstieg überholt hatten, konnte ich jetzt in der Abfahrt wieder aufrollen, denn sie schlotterten vor Kälte (und man staune, ich Frostködel fand es warm). Das gleiche Spiel wiederholte sich am zweiten Pass, ich quälte mich den Berg rauf und wurde von vielen wieder überholt und hinab konnte ich wieder viele frierende Radfahrer überholen.

Dass ich die Berge schon fast nicht mehr raufkomme ist auch daran zu erkennen, dass mir nicht aufgefallen ist, dass neben dem Totalausfall meines Tachos auch die Kilometeranzeige meiner Pulsuhr bei Kilometer 52,4 stehen geblieben ist. Ich habe etliche Male draufgeschaut, dass die Anzeige jedoch steht, habe ich erst nach mehreren Kilometern realisiert.

Am dritten und vierten Pass war das Feld dann schon arg ausgedünnt, denn es sollen heute über 100 Radfahrer im Besenwagen oder Taxen gelandet sein (leider auch eine Nordschnecke aus Team I!).

Obwohl am dritten Pass das Wetter besser wurde und man die Regenklamotten ausziehen konnte erwischte es uns am vierten und letzten Pass knüppeldick. Der Passo Duran war nicht nur steil, dass einem jegliche Lust auf Rennradfahren verging, er war auch noch 9 km lang. Zusätzlich zog ein richtiger Gewittersturm auf. Es schüttete aus Kübeln, donnerte und blitzte gleichzeitig und es stürmte. Ich konnte mich nur durch mehrmaliges Wutgeschrei abreagieren, denn nach jeder Kehre schien eine neue Rampe auf uns zu warten. Aber auch dieser Pass wurde fahrend oder sagen wir besser rollend überwunden. In der Abfahrt versagte dann gleich meine Hinterbremse, da jedoch die Vorderradbremse reichte (obwohl es teilweise 15% steil war) entschloss ich mich das Spiel von den anderen Pässen zu wiederholen: schön viele Radfahrer überholen (einer bremste sogar mit den Schuhsohlen, weil seine Bremsen inzwischen runtergebremst waren, andere wählten den Fußmarsch.

Glücklich und heil unten angekommen hatten wir dann „nur noch“ 20 km leicht ansteigende Straße vor uns, leider jedoch wieder mit Gegenwind. Aber nach ca. 7:10 Std. waren wir endlich im Ziel – ich, im Gegensatz zu meinem Teampartner, völlig erschossen und am Ende. Wie es morgen werden soll, kann ich zurzeit nicht sagen, ich bezweifle, das ich ich überhaupt noch auf das Rad komme, geschweige denn die Radkurbel gedreht bekomme bzw. schmerzfrei auf dem Sattel noch sitzen kann.

 

Leider sind nicht nur meine Kraftakkus alle, auch der Laptopakku neigt sich dem Ende und aufladen kann ich ihn nicht, da ich keinen passenden Adapter für die Steckdosen hier habe.

Deshalb: schnell tschüß und bis morgen

Jörg

28 Juni 2006

4. Etappe (St. Vigil - Wolkenstein)

(Untertitel: Die Königsetappe liegt hinter uns!)

Ich habe meinen Massagetermin um 17:15 Uhr wahrnehmen können. Ich war nach ca. 7:10 Std. in Wolkenstein. Auch wenn ich es nicht glauben kann, aber meine Zeit von 2004 habe ich damit um 2 Stunden unterboten, obwohl ich mich auf der gesamten Etappe unendlich müde gefühlt habe. Meine Beine waren beim Ziehen an den Pedalen wie mit Blei gefüllt und beim Drücken verwandelte sich das Blei merkwürdigerweise in Pudding. Dieses Gefühl hat mich über die ganze Etappe begleitet und ich kann jetzt auch nicht einschätzen, was diese Zeit wert ist, denn noch gibt es keine Ergebnislisten.

Heute Morgen wurden wir von heftigen Gewittern geweckt, so dass meine Moral, mich in Radklamotten zu werfen auf den Nullpunkt sank. Am liebsten wäre ich bei Susan in den Wagen gestiegen und hätte die Transalp zum Teufel gejagt. Regen, Wind und Kälte hatten wir dieses Jahr schon genug bei den RTFs und Radmarathons. Ich will hier Urlaub machen und nicht gegen Wind, Regen und Kälte kämpfen. Da es zur Startzeit aber zumindest trocken war, bin ich losgefahren mit dem großen Tross. Gleich am ersten Pass kam aber ein neues Gewitter mit richtigen Regengüssen und eisigem Wind. Meine Moral war jetzt natürlich unter Null – aber jetzt musste ich ja da durch. Die Abfahrt vom Pass war dann auch entsprechend nass und riskant, aber ich denke, die Bremsen werden im Dauerbetrieb bei der Wasserkühlung nicht ganz so heiß, oder? Auch war mir neu, dass man sich über Autoabgase freuen kann, aber ich habe immer versucht am Auspuffrohr der Lkw dran zu bleiben, damit zumindest die Finger von den Abgasen gewärmt werden.

Im Aufstieg zum dritten Pass, dem Passo Giau (ein Traumpass); riss dann zum Glück die Wolkendecke auf und die Sonne kam durch. Jetzt wurde es sofort wieder heiß, aber wo sollte man schon mit den Klamotten hin? Ich sagte mir, lieber schwitzen als frieren und fand mich mit dem Wetter ab. Bis zum Ziel hielt sich dann das Wetter, da wir sechs Pässe fahren mussten ging es nur rauf und runter und man fragte sich immer, warum fahre ich jetzt wieder runter, wenn ich dann doch gleich wieder rauf fahren muss?

Was ein klein wenig Kopfzerbrechen macht, ist mein Allerwertester, der schreibt sich nicht mehr mit vier Buchstaben, sondern inzwischen nur noch mit dreien, und er nennt sich „Aua“. Zwar ist noch nichts offen, aber das gesamte Sitzfleisch ist stark gereizt und enorm druckempfindlich. Zum zweiten macht mein linker großer Zeh wie bei jeder Transalp nach 3 – 4 Stunden Radfahren erhebliche Probleme. Ich habe dann immer einen Druckschmerz im Zeh, der mich am Weiterfahren hindert. Auch ein Wechsel der Schuhe hat in diesem Jahr nichts gebracht. Da muss ich wohl durch.

Aber was jammere ich, andere hier im Feld sind wesentlich schlimmer dran: Heute Morgen habe ich einen Radfahrer gesehen, der gestern gestürzt war und sich dabei beide Arme, das rechte Knie lädiert und drei Zähne ausgeschlagen hat. Und wo sehe ich ihn heute, im Startblock auf dem Rad vor mir. Und angekommen ist er auch noch.

Ein Zweiter hat kurz vor der Transalp einen Hexenschuss bekommen und fährt trotzdem mit. Nur aus Rad kommt er nicht allein, so dass sein Teampartner ihn immer aus Rad heben muss!?!

Was Morgen kommt ist jetzt ja auch für mich völlig neu. Es geht nach Alleghe und das ist Transalp-Neuland. Ich hoffe nur, dass das Wetter hält. Es soll zwar unbeständig werden, aber dass heißt ja auch, dass nach Regen wieder Sonne kommt ;-))

 

Bis morgen

Jörg

 

27 Juni 2006

3. Etappe (Brixen - St. Vigil)

(Untertitel: Fahrt durch die Hölle!)

Heute Morgen sind wir in Brixen in Richtung Würzjoch gestartet, der längste Aufstieg der diesjährigen Transalp, 1400 Hm nonstop mit nur kurzen Verschnaufpausen. Aber das Panorama war genial, der Blick auf die Dolomiten ist einfach unbeschreiblich und entschädigt für viele Strapazen. Von denen gab es heute wieder genug, auch wenn der Aufstieg zum Würzjoch noch meist im Schatten lag, war die Hitze schon beachtlich, Bei der Abfahrt und dann sehr strapaziösen Anfahrt zum Furkelpass wurde sie dann fast unerträglich. Meine Uhr hat 40 Grad max. gemessen, und 31 Grad durchschnittlich. Man wusste eigentlich nicht worunter man mehr leiden sollte, unter der Hitze oder unter den 18-20%igen Anstiegen, die der Uli Stanciu wieder für uns herausgesucht hatte. Das eine war ein Radweg mir unglaublichen Anstiegen, ich habe mir noch nie so oft den Waseberg gewünscht statt dieser Rampen. Immer wenn man glaubte, das Ende erreicht zu haben kam die nächste, es war einfach die Hölle.

Und dann kam das große Finale, der Furkelpass, endlos lange Rampen mit bis zu 19& Steigung, die Kehren, die eigentlich immer Erholung versprechen waren nicht weniger steil und dies alles in brütender Hitze gehen 14:00 Uhr! Ein Lichtblick war eine Familie, die mit mehren Leuten (Eltern und Großeltern) große Plastikbecher mit Wasser an uns austeilten. Ich griff mir gleich den ersten, stürzte ihn in mich rein, um auch noch einen zweiten zu bekommen, was mir zum Glück auch gelang. Der Junior hatte die verantwortungsvolle Aufgabe, die weggeworfenen Wasserbecher wieder einzusammeln, was ihn zu einigen Laufmetern veranlasst haben dürfte. Auch hatten sie mit einer Trittleiter und einem Gartenschlauch noch eine Berieselungsanlage an der Stra0e gebastelt. Ich hoffe sie haben mein Lob „Ihr seid genial“ vernommen und verstanden. Trotzdem wollte für mich der Furkelpass nicht enden, die Straße schraubte sich immer weiter in den Himmel und die Kilometerangaben auf meinem Tacho schienen fast stillzustehen.

Nach dem dann endlich der letzte Höhenmeter bewältigt war, durften wir uns noch einmal in die 10km lange Abfahrt stürzen, aber dann war St. Vigil endlich erreicht. Heute hatte mein Teampartner Rückenprobleme und musste sich zwei Cortisonspritzen geben lassen, dies hat ihn aber nicht von der Weiterfahrt abgehalten und ich denke, er wird auch morgen wieder antreten. Unseren Startblock „C“ haben wir noch so gerade eben verteidigen können, aber da wir immer weiter zurückfallen ist es wohl nur noch eine Frage von ein oder zwei Etappen, bis die D-Lizenz wieder haben.

Morgen erwartet uns die Königsetappe mit den meisten Höhenmetern, 3500 an der Zahl mit insges. 6 Pässen. Dürfte ein böses Stück Arbeit werden bis Wolkenstein, und ich hab um 17:15 Uhr den letzten freien Massagetermin bekommen, aber die Zeit ist  fast utopisch, ich müsste 1,5 Stunde schneller als 2004 fahren, was ich für unrealistisch halte.

 

Der Spruch des Tages war: „Hat dich dein A-Fahrer auch erst besoffen gemacht und dann die Anmeldung zur Transalp unterschreiben lassen?“ Als dieser Spruch neben mir losgelassen wurde, wäre fast die ganze Gruppe vor Lachen vom Rad gefallen.

 

Abends habe ich dann noch den „Holländer“ getroffen. Ich habe ihn letztes Jahr im Besenwagen am Gavia kennen gelernt. Leider ist er dieses Jahr auch schon wieder zweimal im Besenwagen gelandet, aber morgen will er wieder angreifen, da er sich heute im Besenwagen einen Ruhetag gegönnt hat. Er grüßt überhaupt Mirko!!!

 

Bis demnächst

Jörg

26 Juni 2006

2. Etappe (Sölden - Brixen)

Tja ich liege gerade frisch geduscht auf dem Bett und versuche die heutigen Strapazen zu verdauen. Ich fand es heute super anstrengend, obwohl ich im Schongang begonnen habe, trotzdem hatte ich das Gefühl am Ende, meine Oberschenkel würden mit jeweils einem „Plopp“ platzen (ein Knall wäre nicht mehr drin gewesen, da die Muskulatur ziemlich am Ende war),

Begonnen hat alles heute Morgen um 9:00 Uhr in Sölden. Von dort ging es sofort in den Anstieg zum Timmelsjoch. Hier wollte ich mich wie gesagt schonen um für die späteren Aufgaben noch Körner zu haben. Dies war aber gar nicht so einfach, denn auf den letzten 500 Höhenmetern pfiff und ein eisiger Wind direkt ins Gesicht und machte den Anstieg entsprechend beschwerlich. Auf dem Timmelsjoch lag noch Schnee und es zogen immer wieder Wolken über die Straße und hüllten einen ein. Dies war nicht für Warmduscher wie meiner einer. Zwar war oben auf der Passhöhe die Verpflegung aber zu langen Aufenthalten lud das Wetter nicht gerade ein.

Deshalb schnell die Flaschen aufgefüllt eine Banane auf die Hand, die Windjacke angezogen und los in die Abfahrt. Die war so was von kalt, dass meine Finger blau gefroren und gefühllos waren. Ich kam erst aus den Handschuhen und aus der Windjacke raus nachdem ich die Finger 5 Minuten wiederbelebt hatte. Dann ging es sofort in den Jaufenpass. Die Straße lag zum Glück anfangs im Wald, so dass uns die mittlerweile erbarmungslos brennende Sonne noch nicht erreichen konnte. Das sollte sich aber auf den letzten 400 Höhenmetern ändern, denn dort gab es keine Schattenspendenden Bäume mehr. Die Sonne traf uns gnadenlos und der Aufstieg wollte nicht enden. Noch demoralisierender war der Anblick von unten auf die noch vor uns liegenden Kehren und die endlos lange Straße dazwischen (wer den Jaufenpass kennt, weiß wovon ich rede). Hätte mir meine Teampartner nicht eine Cola am Kiosk oben auf dem Pass versprochen, ich wäre vielleicht nicht mehr oben angekommen. Es war nicht fehlende Kraft, sondern mehr mangelnde Moral, zumal mein Wasser immer weniger wurde und der Weg ins Ziel noch lang war.

Aber die Aussicht auf eine kalte Cola zog mich bergaufwärts bis zum besagten Kiosk. Die Cola trank ich auf ex und einige Motorradfahrer fragten uns, ob wir Geld für die Schinderei bekämen. Als wir ihnen erzählten, dass wir Geld dafür bezahlen müssten und der Spaß 7 Tage dauert, wollten sie es fast nicht glauben (irgendwie müssen wir auf „Normalmenschen“ auf völlig bekloppt wirken oder?).

Trotz alledem, der Anblick runter vom Pass ins Tal entschädigt für alle Strapazen und die Abfahrt dann noch einmal umso mehr (Ausnahmen sind die Radfahrer, die aus Angst langsamer abfahren als bergauf, Gruß an Mirko ;-)).

Nach dem Jaufenpass durften wir dann Richtung Brixen fahren, wobei die Hitze immer mehr zunahm. 30 Grad halte ich fast für untertrieben, aber es ging zum Glück immer leicht bergab mit leichtem Rückenwind, Tempo 45-55 km/h war so gut zu fahren. Aber es kam, was kommen musste, bei einem Abzweiger 6 km vor Brixen fehlten uns noch laut Tacho 15 km und wir wurden auch prompt in die Weinberge gescheucht, schönen Gruß an Uli Stanciu (der Organisator), Er hat doch immer ein Schmankerl für seine Radfahrer bereit. Wenn du denkst, du seiest gleich durch, dann kommt noch was, was dich richtig fordert.

Aber alles hat eine Ende auch eine Transalp-Etappe, und so war ich nach ca. 6:30 Stunden im Ziel. Was diese Zeit wert ist, weiß ich noch nicht. Die Ergebnislisten gibt es erst nachher. Aber vom Gefühl her und der Vielzahl der Radfahrer, die mich überholt haben, ahne ich schon, dass ich Morgen wieder in dem alt abgestammten Startblock „D“ stehen werde. Aber man kann ja nicht immer soviel Glück haben wie ich gestern und die Beine sind ja auch nicht immer die Gleichen. Apropos Beine, die werde gleich wieder massiert …

… So inzwischen war ich bei der Massage. Der Typ hat mich ganz gut gequält, aber er meinte, ich würde ihm morgen dafür danken! Auch konnte ich die Gesamtwertung, einsehen und wie es ausschaut haben wir es gerade eben noch in den Startblock „C“ geschafft, aber wir haben eine Menge an Plätzen verloren. Das andere Nordschnecken-Team hat sich heute gefangen, d.h. es gab weder Krämpfe wie gestern und auch die Nahrungsaufnahme klappte wieder. Die immer noch andauernde Hitze dürfte die heutige Nacht aber nicht gerade erholsam werden lassen und eine Klimaanlage hat unser Zimmer auch nicht. Auch das Essen heute Abend war nicht gerade super, denn auf der Pasta-Party gab es außer Warteschlangen nicht viel zu essen, die gekaufte Pizza wurde kalt, weil wir noch ausgeliehene Landkarten nachjagen mussten und jetzt liege ich mit knurrendem Magen hier wieder im Hotelbett und schreibe die letzten Zeilen dieses Tagesblogs.

 

Morgen geht es nach St. Vigil – was die Höhenmeter angeht, genauso wie heute jedoch mit mehreren 185- und 19%-steilen Rampen, Der Wetterbericht hat gerade 34 Grad vorhergesagt. Also ist wieder eine Hitzeschlacht angesagt. Richtig wohl ist mir bei der bevorstehenden Aufgabe nicht. Wen wunderst?

 

Bis Morgen

Jörg